LGBTQ+
Disney+ STAR aus Sicht
eines queeren Disney-Bloggers
Florian (RainbowMickeyRunner), Hamburg
28. Februar 2021
Seit dieser Woche hat die Streaming-Plattform Disney+ mit STAR einen zusätzlichen Bereich erhalten. Erfreulicherweise hat sich dadurch auch einiges in punkto Diversität und LGBTQ+ Repräsentation getan! Ich nehme das Ganze für Euch einmal genauer unter die Lupe!
Neben den Geschichten aus dem Hause Disney, Pixar, Star Wars, Marvel und National Geographic hat mit STAR nun auch das große Film- und Serienangebot von 21st Century Fox auf Disney+ sein eigenes zu Hause und möchte damit vor allem ältere Jugendliche und Erwachsene ansprechen. Doch was hat dieser neue Bereich an Gender & Diversity zu bieten? In diesem Artikel stelle ich Euch fünf Serien, Filme und Originals vor, die Ihr aus meiner Sicht als queerem Disney-Blogger auf keinen Fall verpassen solltet!
Love, Victor
Den Anfang macht natürlich direkt das Spin-Off zum überaus erfolgreichen Kinofilm Love, Simon aus dem Jahr 2018, auf den ich mich persönlich am meisten gefreut habe. Wie bereits der Film spielt auch Love, Victor an der Creekwood High School in Atlanta, Georgia. Als Hauptfigur steht jedoch der puerto-ricanische Schüler Victor Salazar im Mittelpunkt, der gerade erst mit seiner streng katholischen Familie aus Texas in die Stadt gezogen und mitten in der eigenen Findungsphase steckt, was seine sexuelle Orientierung angeht. Als er am ersten Schultag an seiner neuen Schule auf den attraktiven (und offen schwulen) Mitschüler Benji trifft, fahren seine Gefühle direkt Achterbahn und er sucht über Social Media Rat bei Simon Spiers, der ähnliches bereits im Kinofilm durchlebt hat. Ob es für Victor und Benji ein Happy End geben wird? Seien wir gespannt!
Obwohl bisher erst drei Folgen auf STAR verfügbar sind, haben mir diese bereits sehr gefallen und ich bin gespannt, welche Richtung die Serie noch einschlagen wird und vor allem, welche Herausforderungen Victor noch meistern muss. Jeder, der auf Coming-of-Age-Serien steht, kommt bei diesem Disney+ Original sicher voll und ganz auf seine Kosten – sowohl in Bezug auf Besetzung als auch in punkto Storyline. Und offen gestanden wundert es mich auch gar nicht, dass man in den USA bereits an einer zweiten Staffel arbeitet! Schaut also auf jeden Fall mal rein!
Big Sky
Das zweite neue Disney+ Original schlägt direkt einen ganz anderen, eher düsteren und auch brutaleren Ton an und zeigt aus meiner Sicht gut, inwiefern STAR vor allem Unterhaltung für ein älteres Publikum bieten möchte. Mit seinem Thriller-Drama-Format ist Big Sky bereits ab der ersten Episode definitiv nichts für zarte Gemüter und hat mich schon nach wenigen Minuten echt gepackt. Doch auch bezüglich Diversität gibt es hier etwas Spannendes zu berichten, denn mit Jessie James Keitel hat man für die Rolle der Jerrie Kennedy die erste non-binäre Person für den Hauptcast einer Serie zur besten Sendezeit verpflichtet – ein echtes Novum in diesem Bereich!
Spannend ist dabei auch, dass Keitel zunächst zögerte, für die Serie vorzusprechen, da sier Zweifel daran hatte, ob es überhaupt möglich sei, in einem solchen Format einen transgender Charakter adäquat darzustellen. Nachdem sier die Rolle jedoch tatsächlich angeboten bekam, setzte sier sich vor Beginn der Dreharbeiten noch einmal mit den Autor*innen und Produzent*innen zusammen, um Jerrie Kennedy so anzulegen und verändern, dass sie die derzeitige Lebensrealität queerer Personen bestmöglich widerspiegelt. Und eins kann ich Euch auch jetzt schon verraten: Jerrie spielt bereits in der ersten Folge eine ziemlich zentrale Rolle! Also, wenn Ihr es actionreich und spannend mögt, dann könnte diese Serie definitiv was für Euch sein!
The Fosters
Die dritte Serie, die ich Euch ans Herzen legen möchte, lief ab 2014 in Deutschland bereits im Disney Channel, ist jedoch jetzt mit Einführung von STAR zum allerersten Mal mit allen fünf Staffeln auch komplett auf Deutsch verfügbar. Es handelt sich um die US-amerikanische Fernsehserie The Fosters, die mit der Polizistin Stef und ihrer Lebensgefährtin, der stellvertretenden Schulleiterin Lena Foster, ein lesbisches Paar als Hauptfiguren hat. Die beiden leben zusammen mit Stefs leiblichem Sohn Brandon sowie ihren Adoptivkindern Jesus und Mariana in San Diego, Kalifornien. Als die beiden sich entschließen, auch noch die Pflegekinder Callie und Jude bei sich aufzunehmen, wird das Leben der Patchwork-Familie gehörig auf den Kopf gestellt. Noch dazu muss Stef auf der Arbeit wieder enger mit ihrem Ex-Mann und Brandons biologischem Vater Mike zusammenarbeiten. Ob das gut gehen kann…?
Diese Serien kann ich mir sehr gut für Liebhaber von früherer Serien wie Gilmore Girls, Full House oder Modern Family vorstellen! Was die Show – die übrigens von keiner geringeren als Jennifer Lopez produziert wurde – für mich dabei auszeichnet, ist, wie unverkrampft und normal mit den Themen LGBTQ+ und Familienleben umgegangen wird. Natürlich wird dies durchaus immer mal wieder angesprochen, allerdings sieht man dabei auch sehr gut, dass homosexuelle Paare teilweise eben genau die gleichen Probleme und Konflikte haben, wie heterosexuelle auch und sich deshalb nicht wirklich voneinander unterschieden. Und bei über 100 Episoden hat man hier auch reichlich Serienstoff, um den manchmal ja doch etwas tristen Pandemiealltag etwas erträglicher und unterhaltsamer zu gestalten.
Glee
Bei dieser Serien habe ich mich während des Schreibens tatsächlich gefragt, ob sie überhaupt noch irgendeiner Erläuterung oder Vorstellung bedarf, denn gibt es im Jahr 2021 noch Leute, die nichts von Glee gehört haben? Das kann ich mir eigentlich fast gar nicht vorstellen! Als die Serie vor gut zehn Jahren bei uns in Deutschland an den Start ging, konnte ich es Woche um Woche kaum abwarten bis die neueste Folge rund um Mr. Schue, Coach Sylvester, Rachel, Finn, Kurt, Santana, Mercedes und Co. verfügbar war.
Das Besondere und Einzigartige dabei war für mich als langjährigem Musical-Liebhaber wohl tatsächlich das Format, bei dem jede Episode unter einem anderen musikalischen Motto stand und sich stets wie ein kleines Mini-Musical anfühlte. (Das führte übrigens auch dazu, dass Woche um Woche auch meine digitale Musik-Bibliothek wuchs und wuchs.) Und trotz dieses auf den ersten Blick eher unterhaltenden Charakters, schaffte es die Serie dennoch immer wieder, auch gesellschaftlich relevante Themen wie Diversität, Mobbing und Sexualität in die Handlung zu integrieren und hat mich dadurch das ein oder andere auch sehr zum Nachdenken gebracht.
Was mich aber jetzt mit dem Release auf STAR am meisten freut ist der Fakt, dass ich auch diese Serie nun endlich komplett auf Deutsch zu Ende schauen kann. Leider gab es nämlich lange Zeit die letzten beiden Staffeln (5 & 6) nur im englischen Originalton, was dann – zumindest bei mir – dazu führte, dass ich ein wenig das Interesse verlor und die Show eigentlich nie wirklich zu Ende geschaut habe. Umso mehr freut es mich deshalb jetzt, dass ich dank STAR noch einmal voll und ganz ins Glee-Universum eintauchen kann und hoffe, dass ich vielleicht auch der/dem einen oder anderen von Euch ebenfalls dazu animiere, (noch) einmal in die glitzernde Welt der Show-Chöre einzutauchen!
Boys Don’t Cry
Als Letztes möchte ich Euch noch auf einen Film aufmerksam machen, der bereits 1999 in die amerikanischen Kinos kam, aber trotz seines Alters aus meiner Sicht auch heute noch überaus sehenswert, aber eben auch ziemlich erschütternd ist: Boys Don’t Cry
Der Film erzählt die wahre Geschichte des jungen Transmanns Brandon Teenas, der zwar als Teena Renae Brandon geboren wird, sich aber trotz seines weiblichen Körpers bereits in jungen Jahren als Mann identifiziert. Lange Zeit kann Brandon dank Kurzhaarfrisur und passender Kleidung sein biologisches Geschlecht vor seinen Mitmenschen verbergen und findet in den Ex-Sträflingen John und Tom sogar so etwas wie echte Freunde. In ihrer Gesellschaft fühlt sich Brandon zum ersten Mal wirklich als Mann akzeptiert und angenommen und die drei ziehen zusammen in die beschauliche Kleinstadt Falls City in Nebraska. Als er sich jedoch in die junge Frau Lana verliebt und John und Tom erfahren, dass Brandon einen weiblichen Körper hat, kommt es zu einer folgenschweren Katastrophe, die er schließlich mit dem Leben bezahlt.
Als die Regisseurin Regisseurin Kimberly Peirce während ihres Studiums das erste Mal über diesen Kriminalfall las, war sie so bewegt davon, dass sie als Diplomarbeit zunächst einen Dokumentarfilm darüber drehte. Das dafür zusammengestellte Archivmaterial bildete dann die Grundlage für das spätere Drehbuch des Spielfilms. Die größte Herausforderung der Regisseurin war dabei, den passenden Hauptdarsteller zu finden. Peirce hatte hierfür zunächst auch echte Transmänner und lesbische Frauen in Betracht gezogen, das Rennen machte schließlich jedoch Hillary Swank, für die der Film 1999 zu einem Karrierehöhepunkt wurde, indem sie noch im selben Jahr den Golden Globe und einige Monate später sogar noch den Oscar als Beste Hauptdarstellerin erhielt.
Der Film zeigt aus meiner Sicht sehr eindrücklich auf, wie schwer es für transgender Personen sein kann, sich ihrem Umfeld zu offenbaren und ihre wahre Identität offen auszuleben, da sie auch bis heute noch häufig in großer Gefahr durch Hass und Gewalt leben. Gleichzeitig hoffe ich aber ebenso, dass der Film auch heute noch dazu anregt, dass hetero- wie homosexuelle Zuschauer verstehen, wie wichtig es für Transgender ist, dass wir ihnen offen und verständnisvoll entgegentreten und dass jeder von uns, egal welcher sexuelle Orientierung, Hautfarbe oder ethnischen Herkunft man auch sei, ein Recht auf Respekt und Gleichberechtigung hat. Nur so können wir aus meiner Sicht auch in Zukunft gemeinsam eine moderne und offene Gesellschaft bleiben und zusammen für die Sicherheit jedes einzelnen sorgen.
Ich hoffe sehr, dass ich Euch mit meiner kleinen Auswahl an Inhalten auf STAR durch die LGBTQ+ Brille ein klein wenig inspirieren konnte, bei dem ein oder anderen Format einmal genauer hinzusehen, was die Themen Gender & Diversity angeht! Selbstverständlich gibt es hier – sogar auch auf Disney+ selber – noch viel mehr zu entdecken, sei es in Serien wie High School Musical: Das Musical: Die Serie, dem SparkShorts-Kurzfilm Out oder auch den Disney Channel-Formaten Story of Andi oder The Lodge. Ich persönlich finde es gut und auch erfreulich, wie divers das Film- und Serienangebot von Disney im Jahre 2021 bereits ist, wenngleich es natürlich gerne auch noch mehr werden darf und durchaus auch das ein oder andere noch fehlt. Dennoch bin ich gespannt, was uns noch an weiteren Neuheiten in den nächsten Jahren erwarten wird.
Wie sieht es denn bei Euch aus? Gibt es für Euch besondere Inhalte auf STAR – ob nun mit LGBTQ+ Kontext oder ohne, die Ihr bereits jetzt ins Herz geschlossen habt? Dann erzählt mir doch gerne einmal davon in den Kommentaren, denn auch ich lasse mich immer wieder noch gerne für Neues inspirieren und begeistern!
Für heute sende ich Euch liebe Grüße und vor allem: Bleibt gesund!
Euer RainbowMickeyRunner
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